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Twist Lock zur Container Verriegelung – das solltest du wissen

Ein Twist Lock verbindet zwei Container per Zapfen und Hebel

Seecontainer sind wind- und wasserdicht, maßtechnisch genormt und stapelbar wie Plastikbausteine. Gerade die letzte Eigenschaft macht den ISO-Container zum essenziellen Transportbehälter auf See, Straße und Schiene. Sein Vorteil: Per Container Twist Lock Verbindung lassen sich auf Frachtschiffen bis zu 11-stöckige Containerstapel auftürmen und auch die Ladekräne im Hafen koppeln die Stahlboxen per Twist Lock ans Hebezeug. Doch wie funktioniert der weltweit genutzte Twist Lock Mechanismus eigentlich? Hier erklären wir es im Detail:

Schritt 1: Ohne Eckbeschläge kein Containerstapel

Schiffscontainer verfügen über spezielle Eckbeschläge, an denen sie angehoben, verbunden und für den Transport fixiert werden können. Dabei sind Container-Eckbeschläge – auch Container Casting oder Container Corner genannt – weltweit standardisiert (nach ISO-Norm 1161). So können die Stahlboxen um den Globus zirkulieren und passen überall zusammen.

Container Eckbeschlag mit Twist Lock: Vorn das Shield Hole, seitlich das Stadium Hole


Wie sehen Container Eckbeschläge nach ISO-Norm 1161 aus?

Ein ISO-Container hat an jeder seiner acht Ecken einen Beschlag aus Stahlguss. Der Eckbeschlag ist quaderförmig und weist drei verschiedene Löcher auf.

  • Top Hole / Bottom Hole: Dieses längliche Loch zeigt bei den oberen Eckbeschlägen nach oben und bei den Beschlägen der Unterseite nach unten. Es richtet sich in seiner Länge parallel zur Langseite des Containers aus. Alle Twist Lock Verbindungen sind so designt, dass sie exakt ins Top Hole bzw. Bottom Hole eines Containers einrasten. Da diese Löcher zum Stapeln der Container dienen, werden sie auch als „Stacking Holes“ bezeichnet.
  • Shield Hole: Das Shield Hole eines Container Eckbeschlags befindet sich an der Schmalseite des Containers. Es erhielt seinen Namen, weil seine Form mit einem flachen oberen Bogen und einem stärker gewölbten unteren Bogen an den Schild eines Ritters erinnert.
  • Stadium Hole: An den Langseiten des Containers haben die Eckbeschläge ein sogenanntes Stadium Hole. Als aufrecht stehendes Oval erinnert es an die Laufbahn in einem Leichtathletik-Stadion – daher seine Bezeichnung.

Anhand der Position seiner Löcher kann man auch jeden Eckbeschlag eines Standardcontainers genau bezeichnen, was z.B. bei der Bestellung von Ersatzteilen wichtig ist. Steht man vor der Schmalseite eines Containers und betrachtet den Eckbeschlag rechts oben, zeigt sein Top Hole nach oben, sein Shield Hole nach vorn und sein Stadium Hole zur rechten Seite. Container Castings mit dieser Anordnung bezeichnen Fachleute als TR (top right bzw. oben rechts). Analog dazu heißen die anderen Beschläge TL (oben links), BR (unten rechts) und BL (unten links).

Wie funktioniert das Container Twist Lock?

Die Standardverbindung, mit denen man weltweit Container stapelt, nennt sich Twist Lock (grob übersetzt: Drehschloss). Hierbei handelt es sich um einen Stahlzapfen, der in seiner Form exakt in die Stacking Holes der Container Eckbeschläge passt. Zum Stapeln werden Twistlocks mit ihrer unteren Seite in die Top Holes an den oberen Ecken eines Containers eingeführt. Beim Aufsetzen eines zweiten Containers schieben sich die oberen Seiten der Twistlocks in die Bottom Holes seiner Bodenbeschläge. Zum Verriegeln werden die Twistlocks per Hebel dann um 90 Grad verdreht. Da die Zapfenköpfe oval wie das Top Hole sind, greifen sie jetzt innerhalb der Eckbeschläge über dessen Ränder, sodass sie nicht mehr herausgezogen werden können. Die Container sind fest miteinander verbunden.

Hinweis: Twist Lock Verriegelungen funktionieren heute sowohl automatisch als auch manuell.

Wie viele Container lassen sich per Twist Lock übereinanderstapeln?

Auf Frachtschiffen werden heutzutage Türme aus bis zu neun Containern auf Deck gestapelt. Im Rumpf des Schiffes türmt man sogar 11 Schiffscontainer übereinander. Bei starkem Seegang reicht die Twist Lock Verbindung für die Sicherung auf Deck jedoch nicht aus. Hier kommen außerdem folgende Techniken zum Einsatz:

  • Laschstangen: Per Laschstangen werden Containerstapel zusätzlich mit dem Luckendeckel des Schiffs bzw. mit Laschbrücken verbunden.
  • Bridge Fitting: So bezeichnet man die Verbindung zweier benachbarter Containerstapel über Verbindungsstücke, die in die Eckbeschläge greifen.
Laschstangen fixieren Containerstapel am Schiffsdeck


Auch Container Spreader nutzen Twist Locks

Neben dem Stapeln hat das Twist Lock System einen zweiten zentralen Zweck: Das Anheben und Umladen von Containern durch den Spreader. Als Spreader (Spreizer) bezeichnet man das Containergeschirr bzw. das Hebezeug, mit dem ein Kran die Stahlboxen heben, um- und absetzen kann. Sein Name beschreibt die Fähigkeit des Spreaders, sich zu spreizen, um sich den Standard-Maßen 20-Fuß und 40-Fuß anzupassen. An der Unterseite des Spreaders befinden sich Twist Locks, die in die Top Holes der Beschläge auf der Container-Oberseite einrasten und dann per Fernsteuerung verriegelt werden. Nach dem Absetzen entriegeln sich die Container Spreader Twist Locks wieder, sodass sie die nächste Stahlbox aufnehmen können.

Wo kommt Twist Lock für Container an Land zum Einsatz?

Wenn Container per LKW transportiert werden, werden fixiert man sie ebenfalls per Twist Lock am Fahrzeug. Im Schienenverkehr kommen stattdessen sogenannte Aufsetzzapfen zum Einsatz. Darüber hinaus verbindet man gestapelte Seecontainer an Land mit Standard Twist Locks, wenn sie längere Zeit an einem Ort stehen und dort zum Beispiel Lagerzwecken dienen oder auf Events und Messen umfunktioniert werden. Für mittelfristig genutzte und dauerhafte Containerbauten empfehlen Fachleute dagegen, die Stahlboxen fest miteinander zu verschweißen. Sollen Schiffscontainer lediglich am Boden befestigt werden, bieten sich sogenannte Dove Tail Twistlocks an. Hier handelt es sich um eine Twist Lock Hälfte mit flacher Basis und nach oben zeigendem Zapfen. Zum Fixieren wird die Basis mit der Bodenplatte verbunden und der Container mit seinen Bottom Holes aufgesetzt.

Wofür dienen die seitlichen Löcher der Container Beschläge?

Container Twist Locks arbeiten mit den Top und Bottom Holes an Ober- und Unterseite der Stahlboxen. Zusätzlich weisen die Eckbeschläge jedoch seitliche Öffnungen auf. Sie dienen in erster Linie dazu, Containerstapel auf Schiffen mit dem Laschsystem zu verbinden. Außerdem können sie Transporthaken aufnehmen, wenn die Container nicht mit einem Spreader angehoben werden. Dabei greift eine Seite des Kranhakens ins Top Hole und die zweite ins benachbarte Shield oder Stadium Hole. Die seitlichen Löcher lassen sich auch dazu nutzen, etwas an stehenden Lagercontainern zu fixieren, z.B. Hinweisschilder oder Überwachungskameras.


Über den Autor

Andreas Atrott

Über 12 Jahre Erfahrung in der Container Branche. Neben dem Containerhandel mit 3000+ Kunden verwandelt er mit seinem Team aus Containern spannende Umbauprojekte. Herr Atrott ist Gründer & Geschäftsführer der Containerbasis GmbH mit Sitz in Hamburg.
Weitere Infos zu Herrn Atrott findest du hier.

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