Containerhaus mit Weitsicht
Ein Containerhaus eröffnet den spektakulären Blick auf Montanas unberührte Prärielandschaft
Gebäude aus recycelten Schiffscontainern überzeugen durch ihr nachhaltiges Konzept – besonders, wenn bei der Innenausstattung klimaschonende Materialien zum Einsatz kommen. Ein weiteres Plus, das viele Architekten schätzen, ist die Leichtigkeit, mit der sich ein Containerhaus in die umgebende Natur integrieren lässt: Durch sein Punktfundament und das Aufstellen in bezugsfertigem Zustand, belastet es seine Umgebung weit weniger als die invasiven Baumaßnahmen und die aufwendige Logistik für konventionelle Gebäude. Selbst große Containergebäude, die aus mehreren Modulen kombiniert werden, bewahren so einen Großteil der umliegenden Vegetation. Sie in Umweltschutzzonen und zivilisationsfernen Regionen aufzustellen, hat deshalb entscheidende Vorteile.
Montana – das „Big Sky Country“ bietet unverfälschte Naturerlebnisse
Endlose Weiten von Steppenlandschaft zwischen urtümlichen Gebirgszügen – Park County in Montana ist der ideale Ort für Zivilisationsflüchtlinge. Insgesamt besitzt der Bundesstaat im Nordwesten der USA mehr Fläche als Deutschland, worauf sich knapp 1 Million Einwohner verteilen. Die geringe Bevölkerungsdichte verhindert auf dem Land nah der Stadt Livingston jegliche Lichtverschmutzung und sorgt für absolute nächtliche Dunkelheit. Bei gutem Wetter lässt sich hier der Blick in den scheinbar unendlichen Sternenhimmel genießen. Was läge näher, als in dieser Kulisse ein Haus mit Panoramafenster zu platzieren?
Diesen „Traum für Sternengucker“ erfüllte sich der aus Livingston (Montana) stammende Architekt Ty Kelly mit einem Gebäude aus recycelten Schiffscontainern. Nachdem er seinen Beruf über Jahre in Seattle ausübte, zog ihn das Container-Projekt aus der Großstadt in die einsame Landschaft seines Geburtsortes zurück. Aus zwei recycelten 40-Fuß-Containern kombinierte Kelly ein 65 m² großes Haus mit 3 Räumen. Eine der Container-Langseiten wurde dabei fast vollständig durch ein bodentiefes Panoramafenster ersetzt. „Ich mag die Idee, dass das Haus wie ein Objekt in der Landschaft gelandet ist – also entwarf ich die Glaswand mit Blick auf die Berge“ , erklärt der Architekt sein Design. Die Planung des Hauses im Vorfeld des Baus nahm ein Jahr in Anspruch. Nachdem Kelly zwei Container von einer Logistikfirma aus Seattle erwarb, ließ es sich jedoch schnell realisieren.
Zwei Container als großzügiger und moderner Lebensraum
„Als Architekt war ich schon immer von Containern als Baumaterial fasziniert – sogar schon, bevor das in Mode kam“, berichtet der Architekt. „Für die Form und die Größe meines geplanten Hauses stellen Container das perfekte Bau-Modul dar.“
Obgleich der Grundriss des Hauses nur 65 m² misst, wirkt der Lebensraum durch den freien Blick in die Landschaft und die moderne Einrichtung wesentlich größer. Den Hauptlebensraum bildet das Wohnzimmer mit einer gemütlichen Sitzgruppe und einer Kücheninsel, die gleichzeitig als Esstisch dient. Auf die Annehmlichkeiten des konventionellen Wohnens muss auch im einsam gelegenen Containerhaus niemand verzichten: Herd, Spülmaschine, Waschmaschine und Trockner gehören zur Ausstattung.
Durch Dielenböden und Holzverkleidungen der Wände, ist der industrielle Charme der ISO-Container vollständig einer warmen Atmosphäre gewichen. Hier war dem Erbauer insbesondere die Verwendung nachhaltiger Materialien wichtig: Die Sperrholz-Paneele stammen aus der Renovierung eines Bürogebäudes, die Reedwood-Wandverkleidungen und Dielen fielen als Altholz von anderen Projekten ab.
Duschen mit Blick auf die Rocky Mountains
Der Grundriss erforderte wenig Gliederung: Vom Hauptlebensraum trennt eine T-förmige Innenwand das kleine Bad und das Schlafzimmer ab. Letzteres bietet durch die Glaswand ebenfalls den Blick auf die Absaroka Range, einen Gebirgszug der Rocky Mountains. Wer selbst beim Duschen nicht auf das Naturerlebnis verzichten will, nutzt die zusätzlich angebrachte Außendusche. Vor neugierigen Nachbarn braucht man sich bei der Körperpflege im Freien nicht zu fürchten – allenfalls ein paar Kojoten passieren das Grundstück von Zeit zu Zeit. Auf der Terrasse aus Zedernplanken können die Hausbewohner bei gutem Wetter mit dem Blick in die Wildnis entspannen.
Architekt Kelly achtete darauf, die Umgebung für das Haus so wenig wie möglich zu verändern. Das Gebäude steht auf einem Punktfundament und Stelzen, sodass die ursprüngliche Beschaffenheit des Bodens weitgehend bewahrt werden konnte. Die gedämmte Hülle der Container zu drei Himmelsrichtungen schützt vor den rauen Temperaturen, die in den Wintermonaten bis auf den Gefrierpunkt absinken. Durch die Glaswand sammelt das Gebäude auch in der kalten Jahreszeit passiv Solarwärme.
Landesweites Kaufinteresse für Containerhäuser
Nachdem der Erbauer sein Containerhaus drei Jahre lang vermietete, bot er es schließlich für 125.000 $ zum Verkauf an. Der Andrang war laut Kelly überraschend groß: „Mein Makler meinte, sein Telefon habe noch nie so oft geklingelt!“ Tatsächlich kamen Anfragen aus dem gesamten Gebiet der USA, von Los Angeles bis hin zur Ostküste. Obgleich Kelly Zweifel an einem teuren und komplizierten Transport hatte, zeigte er sich offen für die Ideen. Schlussendlich bekam jedoch eine „Nachbarin“ den Zuschlag – sie wohnt rund 10 Meilen vom Aufstellungsort entfernt. Die neue Besitzerin will das komfortable Haus dafür nutzen, ihre Kinder und Enkel zu beherbergen, wenn sie zu Besuch kommen.
Dieser Zweck erscheint auch Architekt Kelly ideal: Containerhäuser eignen sich seiner Meinung nach perfekt als Ferienhäuser, zusätzliche Wohneinheiten auf öffentlichem Grund oder gar Wohnprojekte für Obdachlose.
Über den Autor
Andreas Atrott
Über 12 Jahre Erfahrung in der Container Branche. Neben dem Containerhandel mit 3000+ Kunden verwandelt er mit seinem Team aus Containern spannende Umbauprojekte. Herr Atrott ist Gründer & Geschäftsführer der Containerbasis GmbH mit Sitz in Hamburg.
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