Container Klassenzimmer – schnell Raum für mehr Schüler
Platzmangel gehört zum Alltag an deutschen Schulen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Baufällige Gebäude, eine veränderte Bevölkerungsstruktur in den Einzugsgebieten oder die jüngste Flüchtlingswelle. Ungeachtet der Ursachen müssen Schulen schnell Raum für mehr Schüler schaffen. Könnten Klassenzimmer im umgebauten Schiffscontainer Teil der Lösung sein? Wir sagen: „Ja!“ und erklären hier, welche Vorteile Container Klassenzimmer bieten:
Ein Klassenzimmer im Container – warum braucht man so etwas überhaupt?
Schulklassen mit über 30 Schülern sind hierzulande keine Seltenheit. Doch grade in der Grundschule geht die wachsende Anzahl der Schüler zulasten ihrer Lernerfolge, weil Lehrer immer weniger auf die Bedürfnisse des Einzelnen eingehen können. Große Klassen einfach zu teilen bzw. mehr Klassen in einer Stufe einzurichten, kann sich jedoch kaum eine Schule leisten. Der Grund: Die vorhandenen Räumlichkeiten sind begrenzt, sodass die Schülerzahlen pro Klasse automatisch wachsen, wenn die Einschulungszahlen steigen. Nicht selten sind auch folgende Szenarien:
- Baufälligkeit des Schulgebäudes: Viele Schulen halten den Unterricht in renovierungsbedürftigen Räumen ab. Nicht selten entdecken Gesundheitsämter in alten Schulgebäuden auch Substanzen (z.B. Asbest, PAK, PCB), die der Gesundheit von Schülern und Lehrpersonal schaden können. In diesen Fällen müssen schnell Ausweichräume gefunden werden, die mindestens für die Dauer der Renovierungs- oder Sanierungsarbeiten ihren Zweck erfüllen.
- Binnenmigration: Gerade die 18- bis 29-Jährigen ziehen in den letzten Jahren vermehrt von ländlichen Wohngebieten in die Städte. Wer dort eine Familie gründet, wandert tendenziell wieder in die Vororte bzw. in die Nähe des Arbeitgebers. Die Folge: Für junge Familien entstehen nahe den Ballungszentren große Neubaugebiete, sodass die Kinderanzahl im Einzugsbereich manch einer Schule sprunghaft steigen kann. Auf lange Sicht brauchen Schulen, die in einer wachsenden Region liegen, natürlich einen adäquaten Neubau. Kurzfristig können aber Container Klassenzimmer die Klassen entzerren.
- Einwanderungswellen: Anlässlich des Ukraine-Konflikts kamen 1,1 Millionen Menschen nach Deutschland – ein Großteil davon sind Mütter mit Kindern. Um sie schnell ins Bildungssystem einzugliedern, braucht es mehr Raum in Schulen, Kindergärten und Kitas. Hier geht es nicht nur darum, dass Klassen nicht zu groß werden, sondern auch um genug Platz für spezielle Förderangebote. Auch hier entlasten Klassenzimmer im Container relativ schnell die überlaufenen Bildungseinrichtungen.
Container Klassenzimmer – welche Vorteile haben Schiffscontainer in der Schule?
Überzählige Schüler in Klassenzimmern aus modularer Leichtbauweise unterzubringen – diese Idee ist nicht neu. Ein Unterrichtsraum aus Seecontainern bringt aber spezielle Vorteile mit: Er vereint die Flexibilität von Modul-Architektur mit der Robustheit einer Übersee-Transportbox. Außerdem lassen sich die Innenausstattung und die technischen Installationen an individuelle Bedürfnisse anpassen.
Die folgenden Merkmale machen den Container zum optimalen Klassenraum:
- Flexible Größe: Je nachdem, wie viele 20- oder 40-Fuß-Container man miteinander kombiniert, kann man die Größe des Raumes frei bestimmen. Eine Grundfläche von 50 bis 80 Quadratmetern lässt sich problemlos erreichen. Auch eine Architektur auf mehreren Etagen ist möglich: ISO-Container sind für das Stapeln auf Frachtschiffen konstruiert und deshalb absolut tauglich für den Bau zwei- oder dreistöckiger Gebäude.
- Reibungsloser Transport: Genormte ISO-Container können per LKW deutschlandweit an den gewünschten Zielort transferiert werden. Containerklassenzimmer lassen sich deshalb überall aufbauen – von der Dorfgrundschule bis hin zur Gesamtschule in der City.
- Möglichkeit der Umnutzung: Das Klassenzimmer im Container soll nur als Übergangslösung dienen? Dann bieten sich Bauarten an, in denen die Container nicht verschweißt, sondern reversibel verschraubt werden. Nach der Nutzungsdauer lässt sich der Klassenraum wieder in einzelne Containermodule zerlegen, die andernorts aufgebaut werden können, um als Klassenraum oder anderen Zwecken zu dienen.
- Helle und barrierefreie Räume: Schiffscontainer erlauben durch ihren Rahmen aus Stahlträgern, dass man ganze Seitenwände durch Fensterflächen oder Glastüren ersetzt. Bodentiefe Fenster schaffen dann lichtdurchflutete Lernräume, während mehrere Glastüren Lüftungsmöglichkeiten schaffen und einen barrierefreien Zugang ermöglichen.
- Robuste Konstruktion: Die Cortenstahl-Außenhülle eines Seecontainers wurde dafür designt, dauerhaft Spritzwasser, Sturm und Regen auf dem Schiffsdeck standzuhalten. Dank dieser Robustheit sind Container Klassenzimmer ebenso wetterfest, erlauben eine lange Nutzungsdauer und erzeugen wenig Wartungsaufwand.
- Energieeffizienz: Mit der optimalen Dämmung und moderner Heiztechnik entsprechen Container Klassenzimmer den aktuellen Anforderungen des Gebäudeenergiegesetztes (GEG) in Bezug auf ihre Energieeffizienz.
- Alle Möglichkeiten im Innenausbau: Wie in jedem Klassenzimmer lassen sich im Schulcontainer Licht und Stromanschlüsse installieren. Über die Basis-Ausstattung hinaus sind auch LAN-Anschlüsse möglich oder ein Wasseranschluss für den Kunst- und Werkunterricht.
Fallbeispiel: Wie kann ein Container Klassenzimmer aussehen?
In diesem Projekt für die Stadt Eckernförde wurden vier 20-Fuß-Container zu einem Klassenraum kombiniert. Der Clou: Die Glastüren, die Licht und Luft in den Raum lassen sowie als Zugang dienen, wurden hinter den Original-Containertüren installiert. Die Stahl-Flügeltüren kann man wie Fensterläden vor der Verglasung schließen, sodass 100-prozentiger Schutz vor Witterung und Vandalismus in den nutzungsfreien Zeiten besteht. Noch ein Plus: Als Spezialist für den Seecontainer-Umbau entwickelte die Elbtainer GmbH für dieses Projekt eine vollständig reversible Bauweise per Schraubkonstruktion ohne Schweißen.
Wie lange dauert der Bau eines Container Klassenzimmers?
Nachdem Schule und Anbieter die nötigen Spezifikationen für das Klassenzimmer geklärt haben, beginnt der Bau zunächst einmal in der Werkhalle des Containerumbau-Unternehmens. Hier konstruierten Stahlbearbeiter die einzelnen Containermodule, die von Installations-Fachkräften ausgebaut werden. Diese Arbeiten können je nach Größe des Projekts zwei bis vier Monate in Anspruch nehmen.
Aufstellung des Klassenraum-Containers
Sobald die fertiggestellten Module am Zielort angelangt sind, dauert der Zusammenbau bzw. die Installation des Klassenzimmers lediglich einige Tage. Dabei werden die Container per Kran am gewünschten Platz positioniert, die Verbindungen verschraubt oder verschweißt sowie die technischen Anschlüsse an die Zuleitungen vorgenommen.
Über den Autor
Andreas Atrott
Über 12 Jahre Erfahrung in der Container Branche. Neben dem Containerhandel mit 3000+ Kunden verwandelt er mit seinem Team aus Containern spannende Umbauprojekte. Herr Atrott ist Gründer & Geschäftsführer der Containerbasis GmbH mit Sitz in Hamburg.
Weitere Infos zu Herrn Atrott findest du hier.